Freitag, 23. Oktober 2009
und wieder Lycaon
Macht
 
 
Der dumpfe Rhythmus hallte über die Felder. Immer wieder fuhr Hacke nieder um Boden­schollen aufzubrechen, immer wieder hob er seine dicken, braun gebrannten Arme.
Die vielen Jahre auf dem Feld hatten seine Muskeln gestraft, seinen Koerper stark ge­macht.
Er war nichts, ein kleiner Bauer auf seinem Feld, unmündig gemacht von den Maechtigen. Er war ganz unten, nie hatte er etwas anderes gekannt als Arbeiten und Steuern zahlen.
„Geboren um zu dienen, Glauben um zu hof­fen. Aber auf was hoffen, mein Sohn?“
Wie sein Vater zu sagen pflegte. Das was er zum leben hatte war nicht mal genug um sich am Abend im Gasthaus einen Krug Bier zu leisten
Er laechelte. Er laechelte immer, alle im Dorf mochten ihn deshalb, egal wie verzweifelt die Situation war, nie schien er zu verzagen. Wie­der schlug die Hacke auf den kargen, tro­ckenen Boden, wieder hob er sie… . Sein Feld war klein, wenn die Sonne das Land mit ihren roten Strahlen berührt wird er fertig sein, da­nach gab es eine Bürgerversammlung, denn wieder sollten die Steuern angehoben werden.
Erst vor wenigen Schlaegen seiner Hacke, war ein Wanderer an seinem Feld entlang geschrit­ten, freundlich hatte er ihn angelaechelt und mit seinem monotonen hacken aufgehoert. Was war sein dank gewesen? Der Wanders­mann hatte ihn angesehen. Mehrere Sekunden hatten sich gegenseitig in die Augen gesehen, tief und rein waren sie, die Augen des Wan­dersmann’s. Ein Schrei hallte durch die Land­schaft, so schrill und hoch das ihm die Ohren schmerzten. Der Wanderer rannte. Er rannte von ihm fort.
Egal. Was sollte es ihn kümmern. Er hob die Hacke ein letztes Mal, lies die letzte Erdscholle zerspringen. Geschafft, sein Tagewerk war vollbracht.
Fast ein ganzes Jahr spaeter war das Gasthaus bis auf den letzten Stuhl besetzt, die Anspan­nung war fast mit Haenden zu greifen. Die Steuern wurden wieder angehoben, schon zum vierten Mal dieses Jahr.
Er laechelte, wie er immer larchelte. Was sollte er sonst tun. Er war machtlos, Wortlos.
Willenlos?
Er sah sie sich an, all die von Zorn geroeteten Gesichter der ansaessigen Bauersleuten. Von jedem einzelnen ging dieser unbeschreiblich Geruch aus, eine Mischung aus Schweiß, Mist und Zorn. Doch einer fehlte. Sadu war nicht da. Sadu, immer wenn es eine Versammlung gab, fehlte er. Wieder hob sich das erregte Ge­murmel, er war müde, müde von den endlosen Diskussionen, die doch zu nichts führten. Er entschuldigte sich und ging.
Nach hause. Zu Frau und Kind. Ein kleines Laecheln umspielte seine Mundwinkel. Ein Kaltes Laecheln. Ein laecheln das jedes menschliche Gefühl fehlen lies. Mit be­schwingten Schritten folgte er dem steinigem Pfad zu der Windschiefen Hütte, die sie ihr Heim nannten.
Sadu stand in der Tür, die Hose offen, ein zu­friedenes Grinsen im Gesicht. Hinter ihm konnte er seine Frau sehen das Kleid noch halb geoeffnet. Ein Griff zur Schaufel. Ein Kraftvol­ler Schlag. Blut. Blut und ein Laecheln. Und jetzt zu der Schlampe die er geheiratet hatte.
Mit den Faeusten drosch er auf sie ein.
Der dumpfe Rhythmus hallte durch das Haus. Immer wieder fuhr seine Faust nieder um Kno­chen zu brechen, immer wieder hob er seine dicken, braun gebrannten Arme.
Die vielen Jahre auf dem Feld hatten seine Muskeln gestraft, seinen Koerper stark ge­macht.
Er war Stark, ein Gott, Herr über leben und Tod. Er war so maechtig, wie es kein Mensch vor ihm war. Das Blut wallte voll Erregung durch seine Adern. Er laechelte.
Seine Frau Tod, seine Tochter geschaendet und verkauft. Das Abendrot spiegelte sich sanft in seinen freundlichen Augen. Er laechelte, des­wegen hatten alle ihn gemocht. Er verzagte nicht, ob der Schling um seine Hals oder den Geschundenen Koerper. Sie hatten Ihn Ge­schleift, vom Morgengrauen bis die Sonne ih­ren hoechsten Stand erreicht hatte. Aber er laechelte und verzagte nicht denn er war maechtig gewesen.

Lycaon

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